Ein „Tief“ ist ein Kanal, der der Entwässerung des vom Deich völlig eingeschlossenen Festlandes der ostfriesischen Halbinsel dient. Irgendwie muss das Land ja entwässert werden, da keine natürlichen Wasserabflüsse vorhanden sein können, welche den Deich durchlöchern würden.
Diese Entwässerungskanäle liegen meist sehr idyllisch und ruhig inmitten schöner Natur. Der Name „Tief“ rührt von der Tatsache, dass es sich hier um die tiefst- und größtmögliche Variante solcher Kanäle handelt.
Zum Entwässern wurde im Laufe der Jahrhunderte ein umfangreiches Kanalsystem geschaffen, dass von kleinen Gräben in immer größer werdende Kanäle führt. In den „Siel“-Orten gibt es dann die großen „Siele“ – mit Schöpfwerken, um auch bei höheren Wasserständen noch Wasser abführen zu können oder einfach nur mit großen „Siel“-Toren.
Das Kanalsystem führt von ersten kleinen Gräben rund um die Felder der Bauern in immer größer werdende Gräben und Kanäle und später dann durch die Siele in den Sielorten in die Nordsee (z. B. in Bensersiel, Dornumersiel, Harlesiel und anderen mehr).
Bis Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Entwässerungs-Kanäle intensiv als Wasserstraßen genutzt. In früheren Jahrhunderten waren die Siele eine wichtige Steuer-Einnahmequelle. So kam es, dass zum Beispiel in Dornumersiel/Westeraccumersiel zwei Häuptlingsfamilien (die Häuptlinge des Harlingerlandes aus Esens und die Häuptlinge der „Herrlichkeit Dornum“) direkt nebeneinander sozusagen konkurrierende Wasserwege durch den Deich betrieben. Ebenso einträglich wie die Steuer war der noch direktere Weg des Raubes durch die küstennahe Piraterie entlang der ganzen Küste.

Unser Beispiel zeigt das idyllische „Benser Tief“.
Es wurde auf einer schönen Fahrradtour von Bensersiel nach Esens
ein kleines Stück südlich von Bensersiel aufgenommen.